Entwicklung der Zinsmargen von Banken
Zu Zeiten von Niedrigzinsen berichten die Medien immer wieder von Ertragsschwierigkeiten der Banken. Nicht unberechtigt, denn das Zinsgeschäft leidet tatsächlich unter sinkenden Zinsen. Banken vergeben Kredite an ihre Kunden zu immer niedrigeren Zinsen, doch für ihre eigenen Einlagen müssen sie draufzahlen. Dennoch steigen die Zinsüberschüsse vieler Banken in Deutschland. Dies liegt zum einen im steigenden Kreditvolumen begründet, zum anderen in den Margen. Wie sich diese in den vergangenen Jahren entwickelt haben, verraten unsere Statistiken zu den Zinsmargen bei der Kreditgewährung.
- Lange Zeit sanken die Kreditzinsen auf dem Markt im Durchschnitt immer weiter. Seit 2022 dreht sich das Blatt aber und auch die Zinsmargen der Banken sinken wieder.
- Die Zinsmargen für Wohnimmobilienkredite für Privathaushalte fallen aufgrund steigender Refinanzierungskosten der Banken.
- Die Margen für Unternehmenskredite erreichten Mitte 2020 einen Tiefstwert wie seit 2013 nicht mehr.
- Um bei sinkenden Darlehenszinsen die Zinsmarge konstant halten zu können, muss das Volumen der Neukredite gesteigert werden.
- Mithilfe der Zinsmargen glichen Banken ihre Zinsverluste aus.
- Zinsmarge = Zinsertrag – Zinsaufwand
- Nach einem Einbruch der Zinsmargen in 2009 und einem anschließenden kurzzeitigen Anstieg entwickelten sich die Werte insbesondere der Konsumentenkredite auf einem gleichbleibenden Niveau.
- Die Zinsmargen der folgenden Statistiken beziehen sich auf die Kreditgewährung durchschnittlicher Kredite.
Was ist die Zinsmarge?
Die Zinsmarge, auch Zinsspanne genannt, bezeichnet die Differenz zwischen Zinsertrag und Zinsaufwand eines Kreditinstituts. Sie ist eine wichtige Kennziffer in der Beurteilung von Bankbilanzen. Je höher die Zinsmarge ausfällt, desto besser ist es für das Geschäft der Banken. Für die Kunden sind hohe Margen allerdings nicht vorteilhaft – sie bräuchten andernfalls weniger zahlen.
Im Rahmen der Kreditvergabe leihen Banken Gelder zu einem niedrigeren Zinssatz und verleihen es dann an ihre Kunden zu einem höhren Zinssatz. Die Differnenz bei diesem Geschäft ist also die Zinsmarge. Die Formel dafür lautet vereinfacht:
Zinsmarge = Zinsertrag – Zinsaufwand
Wohnimmobilienkredite
Recht schwankend zeigt sich die Margenentwicklung bei neuen Wohnimmobilienkrediten für Privathaushalte. In diesem Bereich ist der Konkurrenzkampf momentan noch größer als bei Konsumentenkrediten. Die Zinsen sind niedrig wie nie, doch das Baufinanzierungsgeschäft boomt, denn viele Kunden wollen sich jetzt noch die historisch günstigen Bauzinsen sichern.
Auch bei Baufinanzierungen wird die Zinsmarge nach dem gleichen Prinzip ermittelt, die Marge ergibt sich aus der Differenz zwischen Zinsertrag und Zinsaufwand. Konkret ergibt sich hierbei folgende Formel:
Zinsmarge = Bauzinsen für Wohnungsbaukredite an private Haushalte – Zinsen für Pfandbriefe
Nachfolgend sehen Sie im Diagramm die Entwicklung der Zinsmargen bei Bauzinsen von Wohnungsbaukrediten mit einem Jahr, fünf beziehungsweise zehn und mehr als zehn Jahren Zinsbindung. Das neue Wachstum der Zinsmarge seit dem Frühjahr 2020 liegt in den gesunkenen Refinanzierungskosten der Banken in Form der Pfandbriefrendite begründet.
Werte von
Konsumentenkredite
Der Leitzins der EZB ist schon lange sehr niedrig und wird es scheinbar vorerst auch weiterhin bleiben. Die Zinsen für Privatkredite sinken zur Freude der Darlehensnehmer. Die Kreditinstitute stehen dadurch zunehmend unter Zinsdruck und müssen dennoch versuchen, mit möglichst hohen Margen ihre Zinsverluste aus dem Einlagengeschäft auszugleichen. Die Statistik zur Entwicklung der Zinsmarge bei Konsumentenkrediten für Privathaushalte seit 2002 zeigt, dass sich die Zinsmarge seit zehn Jahren prozentual gesehen auf einem konstanten Niveau entwickelt.
Die Zeitangabe 12.2002 im Diagramm entspricht Q4 2002, 03.2003 entspricht Q1 2003, 06.2003 entspricht Q2 2003 usw.
Offizielle Werte der Bundesbank
Werte von
Bei Refinanzierung über Kundeneinlagen
Da die offiziellen Werte der Deutschen Bundesbank nur mit zwei Monaten Verzögerung veröffentlicht werden, gibt es nachfolgend eine von uns erstellte Analyse der Zinsmarge basierend auf der Differenz der Zweidrittelzinsen aller Privatkredite in unserer Datenbank und den durchschnittlichen Zinsen aufs Tagesgeld bzw. 24-Monats-Festgeld unseres Schwesterportals Tagesgeldvergleich.net, welche immer monatsaktuell ist:
Werte von
Bei Refinanzierung über den Anleihenmarkt
Muss eine Bank für die Kreditvergabe benötigtes Geld am Anleihenmarkt aufnehmen, kann sich die Zinsmarge völlig anders entwickeln als bei Refinanzierung über Spareinlagen der Kunden. Der Grund: steigende Zinsen schlagen direkt auf die Anleiherenditen durch, so dass sich die Refinanzierung schneller verteuert als bei Rückgriff auf Kundeneinlagen:
Werte von
Bei sinkenden Zinsen würde diese Entwicklung in Geldbeträgen gesprochen sinkende Margeneinnahmen bedeuten. Daher sind die Banken an einer steigenden Vergabe von Neukrediten interessiert, um diesen Verlusten entgegenzuwirken. Dass ihnen das auch weitestgehend gelingt, bestätigt unserere Statistik zum Volumen neuer Konsumentenkredite an Privathaushalte – einzig die Coronakrise brachte hier einen Rückschlag mit sich:
Werte von
Unternehmenskredite
Auch die Unternehmenskredite unterliegen seit Monaten einem starken Zinsverfall, sodass es den Kreditinstituten zunehmend schwerer fällt, in diesem Bereich über die Zinsmarge etwas für die eigene Bilanz zu tun. Die Höhe der Zinsmarge verzeichnete in der Vergangenheit viele Schwankungen und musste zuletzt seit 2018 permanente Rückgänge verzeichnen. Demzufolge ist es den Banken nicht gelungen – trotz der niedrigen Zinsen – die Kreditvergabe anzukurbeln. Mit der Coronakrise scheint sich das Bild allerdings zu wandeln. Seit der Jahresmitte 2020 ist ein deutlicher Anstieg der Zinsmarge bei Unternehmenskrediten zu erkennen.
Die Zeitangabe 12.2002 im Diagramm entspricht Q4 2002, 03.2003 entspricht Q1 2003, 06.2003 entspricht Q2 2003 usw.
Werte von
Autor: Tina Reisewitz
veröffentlicht am 28.08.2019, letztes Update am 05.11.2024